Ein Käfig voller Narren im Spiegel der Presse
von Wolfgang Trübsand
Südkurier Online 13.11.2017 | von von Sabine Naiemi
Villingen-Schwenningen – Mit ihrer Version des Stückes „Ein Käfig voller Narren“ ist Verena Müller-Möck in Verbindung mit einem glänzend gelaunten Ensemble ein Zuckerstück von Komödie gelungen. Das Publikum im Theater am Turm kam bei der Premiere aus dem Lachen nicht heraus.
Es geht hoch her in der Ehe des Schwulenpaares Georg und Horst, genannt „Horsti“. Georg (Peter Horn) ist Travestieclub-Betreiber, Horst (Jörg Kluge) ist der weibliche Part, seine Frau, inklusive abgespreiztem Finger, Augenaufschlag, Hüftschwung, Divagehabe und jeder Menge Tränen. Das Paar ist göttlich. Geplagt von den Launen seines Liebsten als Travestie-Star Zaza und dem respektlosen Hausdiener Jakob (Benjamin Zirnstein) managt Georg unter großem Stress das Geschehen im Haus und auch noch den von der neidischen Mercedes (Christian Lewedei, der auch den feinsinnigen Metzger spielt) entfachten Zickenkrieg. Die Idylle bricht zusammen, als schließlich Georgs Sohn Daniel (Marc Eschrich) auftaucht und dem Vater seine Heiratspläne unterbreitet – mit einer Frau.
Der zukünftige Schwiegervater gibt sich als erzkonservativer Politiker mit großen Ambitionen und bewegter Vergangenheit, die er tunlichst geheim hält. Jedenfalls fordert Daniel von seinem Vater eine bürgerliche Fassade für den bevorstehenden Besuch der Brauteltern. Also muss Horsti aus dem Haus, egal wie, denn der ist nun mal keine Frau, sondern ein Mann. Mit allen Mitteln versucht Georg, seinem sich mit ebenfalls allen Mitteln sträubenden Schatz einzureden, dass dieser gestresst sei und am besten drei Tage Urlaub benötige. Bis Horst mit weiblichem Gespür schließlich die Hintergründe aufdeckt, hat das Publikum sich vor Lachen ausgiebig gekringelt. Horst, die Ziehmutter Daniels, gibt keinen Zentimeter nach und versucht sich sogar in männlichem Gehabe, um als Onkel durchzugehen.
In dem auf konservativ getrimmten Wohnzimmer, inklusive Kruzifix an der Wand, nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Besonders als sich Simone (Christine Hembach), die leibliche Mutter Daniels, ansagt. Horst wirft sich in Frauenkleider und gibt die biedere, vor Gefühlen überströmende Mutter, Daniel und sein Vater schwitzen Blut und Wasser. Schwiegervater Eduard von Hirschfeld (Werner Bornhold) und Schwiegermutter Carola (Ursula Koch) sind spießig bis dort hinaus. Komplett wird das Chaos, als sich die sensationslüsterne Journalistin Carla (Monika Rothbauer) wieder einmal einschleicht. Magdalena (Liliane Bochmann) weigert sich, ihre große Liebe zugunsten der spießigen Eltern aufzugeben und schließlich müssen sich alle fürs Happy End in Frauenkleider schmeißen.
Achtung, Toleranz und Respekt bahnen sich schließlich ihren Weg. Es ist eine herrliche Komödie, in der die Narren nach Herzenslust in ihrem Käfig tanzen. Die Besucher gehen lachend und glücklich nach Hause.
Von Renate Zährl 12.11.2017
VS-Villingen. Ein "Käfig voller Narren" brachte das Premierenpublikum im voll besetzten Theater am Turm in Villingen zum Dauerlachen.
Bei der Komödie von Jean Poiret, gut inszeniert von Verena Müller-Möck, fehlt es an nichts, was dem Menschen an Vorurteilen einfällt. Vorstand des Männerhaushaltes und Betreiber eines Transvestitenclubs ist Georg (Peter Horn). Seine exaltierte Frau heißt Horst. Sie ist die Ziehmutter des Sohnes Daniel, und auch im Club der Showstar Zaza (Peter Kluge).
Georg und Horst zeigen die "Szenen einer Ehe", bei deren Liebe es oft mit Krisen, Küssen und Eifersucht hoch hergeht, die durch die Travestie zum Kaputtlachen ist. Es gibt den Hausangestellten Jakob (Benjamin Zirnstein), der als süßer Lustknabe in dem Haushalt voller Firlefanz mit französischem Akzent eigenwillig agiert.
Christian Lewedei spielt gekonnt zwei Rollen, einmal als Transvestit namens Mercedes im Showbusiness, mit bürgerlichem Doppelleben. In der Rolle als grober Metzger durchbricht er das Klischee durch seinen sensiblen Kunstverstand.
Daniel (Marc Eschrich), der Sohn von Georg, will in eine erzkonservative Familie einheiraten und braucht eine bürgerliche Fassade. Der künftige Schwiegervater Eduard von Hirschfeld (Werner Bornhold) fällt bald aus seiner distinguierten Besucherrolle, weil er deutliches Interesse an Männern signalisiert. Die leibliche Mutter von Daniel Simone (Christine Hembach) kennt peinlicherweise den zukünftigen Schwiegervater aus ihrer aktiven Zeit als Tanzgirl. Die standesbewusste Schwiegermutter Carola (Ursula Koch) deckt die verlogene Weltsicht ihres von Karriere getriebenen Mannes. Magdalena (Liliane Bochmann), die Tochter, spielt die zukünftige Frau Daniels. Die sensationslüsterne Journalistin Carla (Monika Rothbauer) ist in diesem Trubel am richtigen Platz.
Das Geschehen wird im Laufe der Handlung vom Chaos zur Narretei. Wer gerne und viel lacht, darf sich diese kurzweilige Aufführung nicht entgehen lassen. Die Schauspieler überzeugen mit ihren tollen komödiantischen Talenten. Doch wie im Programm angekündigt, ist es auch ein Appell für Achtung, Respekt und Toleranz.